Scheiß Natur!

Scheiß Natur!

Das sagen wir immer, wenn der Rasen im Garten mal wieder voll blühendem Löwenzahn steht.

Und freuen uns gleich danach über die edlen Pferde, die auf der Wiese nebenan stehen, unser Treiben im Garten aufmerksam verfolgen und mit ihren Hufen die auf der Grünfläche stehenden Pusteblumen großzügig in den Wind streuen.

 

Scheiß Natur!

Wenn die Mückenstiche an Armen und Beinen dick werden und unaufhörlich jucken.

Und freuen uns gleichzeitig über die blühenden Sträucher im Garten, die neben unseren Wildbienen ebenso vielen anderen Insekten Nahrung bieten. 

 

Scheiß Natur.

Wenn der Pollenstaub Auto, Fenster und Gartenbank bedeckt und mancherorts klebrig verhüllt.

Und freuen uns im selben Augenblick über das Summen in der Linde und den Specht in der Eiche.

Scheiß Natur!

Das sagen wir, wenn der Sand im Schuh uns eine Blase beschert hat und die Füße inzwischen blutig sind.

Und freuen uns dessen ungeachtet jedes Mal wieder über den ausgedehnten Strandspaziergang und das Rauschen des Meeres.

 

Scheiß Natur!

Wenn die Schnecken in einer Nacht die lang gehüteten Salatköpfe und Blumenknospen abfressen.

Und freuen uns, wann immer wir staunend zusehen, wie gleich daneben eine neue Pflanze der Sonne entgegen wächst.

 

Scheiß Natur – das ist bei uns ein geflügeltes Wort geworden. Es enthält unser Staunen und unsere Dankbarkeit, mit der wir, trotz aller Unannehmlichkeiten, der Schöpfung entgegentreten. 

Es enthält unser Schmunzeln über die eigene Bequemlichkeit, Unwissenheit und Unachtsamkeit, mit der wir die Natur (und anderes) beurteilen, kategorisieren und behandeln.

 

Scheiß Natur!

Unser geflügeltes Wort ist aber genauso ein schmerzhaftes Mahnen, dass viele Menschen – oftmals auch wir – die Natur unseren Bedürfnissen unterordnen und nach unseren Vorstellungen zurechtstutzen. Mit dem Ergebnis, dass die Natur leidet. Oder sich wehrt (siehe Klimawandel).

 

Scheiß Natur!

Und dann freue ich mich unbändig, wenn ich sehe, dass der Natur egal ist, was wir wollen, machen, bauen, ... und sich geradewegs einen eigenen Weg sucht. Widerstand leistet. Kultur überwindet. Und wächst.

 

Scheiß Natur!

Wunderbare Welt!

Erhabene Schöpfung!

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Kommentare: 1
  • #1

    Ich (Dienstag, 30 Mai 2023 22:33)

    Danke für den schönen Text