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Kürzestgeschichte (zwei Versionen)

„Können es dieses Jahr nicht einfach Kerzen sein?“, fragt der Weihnachtsstern den Chef-Engel. „Ich habe eine dicke Erkältung. Wie soll ich da anständig leuchten?“

Der Engel überlegt, schüttelt aber den Kopf. „Nein, stell dir nur vor, der Wind frischt auf und eine Böe pustet alle Kerzen aus. Dann bliebe die Heilige Nacht dunkel. Das geht doch nicht.“

Der Stern schnäuzt sich ausgiebig. „Aber wenn ich nur leise vor mich hin glimme – meinst du, das wäre besser?“

Er klingt nörgelig und lässt die Zacken hängen. Der Engel bleibt unbeeindruckt. „Das ist auf jeden Fall besser als gar kein Licht“, sagt er. „Und es ist ja auch noch etwas Zeit, dich auszukurieren.“ Er zwinkert dem Stern zu, der traurig davonschleicht.

Am Abend bekommt der Stern Besuch. Ein Bote bringt ihm einen Strauß Blumen – mit den besten Genesungswünschen. Vor Freude stellen sich die Zacken des Sterns wieder auf und sein Lächeln leuchtet hell.

 

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Der Nussknacker hat frei. Endlich Zeit, mit einem Zahnstocher alle Nussschalenreste aus dem Kiefer zu pulen und die schmerzenden Stellen mit Honig zu betupfen. Lieder gibt es keine Tabletten gegen Nussknackerschmerzen, denkt er seufzend. Wenn die Menschen wüssten, wie anstrengend sein Job ist ...

Ja, was dann?

Apfel, Nuss und Mandelkern gehören eben zur Weihnachtszeit wie Engel, Sterne und die frohe Botschaft.

Nur gut, dass heute frei ist, denkt der Nussknacker und schiebt sich genüsslich ein Stück Stollen in den Mund.

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